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Dirk von Gehlen: “…das unkopierbare Erlebnis der Teilhabe.”

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Egal ob es um Mashups, Internet Memes, Selfpublishing oder das Crowdfunding von Büchern geht: Dirk von Gehlen,  Leiter “Social Media/Innovation” bei der Süddeutschen Zeitung, twittert nicht nur über Digitales sondern probiert es selbst aus. Wie etwa für sein Crowd-finanziertes Buch-Projekt “Eine neue Version ist verfügbar” (ENVIV). In der Self-Publishing Area der Buchmesse wird er am Messemittwoch (16:15-16:45) über sein Buch-Experiment sprechen. Vorab habe ich Dirk 3 Fragen gestellt.

1.       Digitale Trends wie „Crowdfunding“ und „Selfpublishing“ sind mir in Deutschland eher als Konferenz-Themen, denn als verbreitete Geschäftspraxis mit Umsatz bekannt. Ändert sich das jetzt? Bist du mit ENVIV ein Pionier?

 Ich teile die Einschätzung, dass vergleichsweise viel über die neuen Möglichkeit gesprochen und vergleichweise wenig ausprobiert wird. Als ich mit “Eine neue Version ist verfügbar” auf Startnext anfing, waren mir die Hype-Begriffe eher egal. Ich wollte ausprobieren, ob die Idee funktionieren kann, ein Buch zu verkaufen wie einen Neuwagen: bevor es fertig gestellt ist. Das ist die These des Buches: Kultur verflüssigt sich, wird in Versionen verfügbar und somit zu Software. Dieser Gedanke beschäftigte mich seit ich 2011 “Mashup” bei Suhrkamp veröffentlicht hatte – ich wollte ihn in die Tat umsetzen. Die Tatsache, dass sich 350 Leser auf das Experiment eingelassen haben und vorab das Buch und den Zugang zu seiner Enstehung gekauft haben, freut mich sehr. Und es zeigt mir, dass es möglich sein kann, neue Gedanken- und Geschäftsmodelle in die Tat umzusetzen. Ob die dann Hype-Titel wie Crowdfunding oder Selfpublishing tragen, ist dabei nebensächlich. Wichtig ist: Sie werden sich auf einem neuen Verhältnis zwischen Publikum und Publizisten begründen.

2.       Wer in ENVIV investiert scheint sich sehr kleinteilig für den Entstehungsprozess deines Buches zu interessieren, will mitreden und reagieren. Ist so was für alle Genres praktikabel? Und gibt es dafür eine typische Klientel an Nerds Unterstützern?

 Für einen transparenten Entstehungsprozess sprechen vor allem zwei Gründe: die nachvollziehbare Qualität und das unkopierbare Erlebnis der Teilhabe. Beides wird nicht die breite Masse begeistern, sondern vor allem diejenigen, die Fans sind. Sie investieren Zeit und Energie und sind bereit für den unkopierbaren Moment der Entstehung zu bezahlen. Das fertige Produkt – der Song, das Buch, der Film – ist dann eher Dokument des Prozesses. Bei Sachbüchern ist das vermutlich leichter nachzuvollziehen als bei Filmen oder Belletristik, die wachsende Fan-Fiction im Netz zeigt jedoch, dass Fans auch hier nach diesem Aspekt suchen.

3.       Für viele Autoren ist es schon ein nervenzehrendes Lebenswerk, ein einziges Buch einfach nur zu schreiben. Du bist Social-Media-Chef bei der Süddeutschen Zeitung, Blogger, Referent…und jetzt noch so ein unüberschaubares, liquides Buch-Projekt wie ENVIV. Ganz ehrlich: Ist Selfpublishing und Crowdfunding für Normalsterbliche nicht viel zu anstrengend?

Eine wichtige Erkennntis ist tatsächlich, dass Crowdfunding und Selfpublishing enorm zeitintensiv sind. Dafür brauchen Autoren in jedem Fall Partner. Hier sehe ich eine wachsende Bedeutung von Verlagen, die sich nicht als Ausdrucker, sondern als Partner der Autoren verstehen.Ich bin sehr froh, dass ich in metrolit genau einen solchen Partner gefunden habe, der “Eine neue Version ist verfügbar” jetzt auch über die Crowdfunding-Öffentlichkeit hinaus verfügbar macht.

Ich danke dir für das Gespräch, Dirk!

 


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